Kreis Groß-Gerau. Barbara Bierachs Locken fallen sofort auf. Sie sind kräftig - und sie passen zu ihr. Denn Bierach ist eine Frau, die anpackt und etwas bewegt. Die 59-jährige engagiert sich beim WEISSEN RING und leitet die Außenstelle Groß-Gerau. Die Opferorganisation bietet ab dem kommenden Jahr regelmäßig Sprechstunden in Rüsselsheim und Groß-Gerau an. Zwei bis drei Ring-Mitglieder sind dann vor Ort. Am 4. Januar 2016 geht es in Groß-Gerau in der Alten Gässelschule los (16 bis 18 Uhr). Die elf weiteren Sprechstunden sind jeweils am ersten Montag des Monats. In Rüsselsheim hat es bereits einen Termin gegeben. Am 17. Dezember war das. "Eine Betroffene kam zu uns und drei Menschen, die sich nach unserer Arbeit erkundigt haben", zeigt sich Bierach mit der ersten Sprechstunde zufrieden. 2016 findet das erste Treffen am 21. Januar (16 bis 18 Uhr) in der Pfarrgemeinde statt. Das restliche Jahr sind die Sprechstunden jeweils am dritten Donnerstag im Monat. "Mit den öffentlichen Sprechstunden möchten wir auch Leute ansprechen, die sich über unsere Organisation informieren wollen", so Bierach. Sie sagt, dass der WEISSE RING stets weitere Helfer sucht. Acht Leute engagieren sich zurzeit in der Außenstelle Groß-Gerau. Sie bilden einen Quer-schnitt der Gesellschaft: Von der Studentin bis zum Rentner ist alles vertreten. Bierach betont, dass es sich um ein geschultes Team handele. Laufend gebe es Fortbildungen, um die Ehrenamtler möglichst gut auf die Aufgaben vorzubereiten. Und die sind vielfältig. Denn Bierach und ihre Mitstreiter kümmern sich ebenso um Opfer von Vergewaltigungen wie von Handtaschendiebstählen. Letzteres mag banal klingen, ist es aber nicht zwingend. "Passiert häufiger als man denkt" Bierach erzählt: Viele ältere Damen heben ihre Rente, sobald sie auf dem Konto ist, komplett ab. Damit tätigen sie erst einmal einen Großeinkauf. Die Handtasche wird gestohlen und alles Geld ist weg. Um den Monat zu überbrücken, greift der Verein, nebst seelischer Unterstützung, den Opfern auch finanziell unter die Arme. Bierachs Beispiel ist kein Hirngespinst. "Das passiert häufiger als man denkt". Ebenso betreut der WEISSE RING Opfer von Einbrüchen, Betrug und Körperverletzung. "Gerade häusliche Gewalt ist ein Thema", sagt Bierach. Zuletzt habe sich die Außenstelle um Opfer zweier Zwangsehen kümmern müssen. Auch Stalking - das krankhafte Nachstellen einer Person (englisch von to stalk, heranpirschen) - sei auf dem Vormarsch. Insgesamt schätzt Bierach die Zahl der Fälle, die sie und ihr Team bearbeiten, auf 60 bis 100 pro Jahr. Die Dunkelziffer sei freilich höher. In der Regel finden Opfer auf zwei Wegen zum WEISSEN RING: Sie recherchieren im Internet nach einer Nummer oder bekommen diese von der Polizei. Mit den Sprechstunden soll eine dritte Möglichkeit geschaffen werden, mit der Organisation in Kontakt zu kommen. In dringenden Fällen empfiehlt Bierach den Griff zum Telefon (Nummer siehe Hintergrundkasten). Es folge ein Treffen, das weitere Vorgehen werde von Fall zu Fall entschieden. Die Beratung ist kostenlos. HINTERGRUND: Hilfe für Opfer seit 1976 Der WEISSE RING bezeichnet sich als Opferschutzorganisation. Gegründet wurde der Verein 1976 in Mainz. Aktuell engagieren sich in 420 Außenstellen mehr als 3000 ehrenamtliche Helfer. Dazu gehört auch Barbara Bierach. Sie ist jederzeit unter der Telefonnummer 01520 7534655 zu erreichen. Es existiert auch eine bundesweite Notrufnummer unter der 116006. Weitere Informationen im Internet unter: www.weisser-ring.de (Quelle: Rüsselsheimer Echo) Foto oben (Matthias Hoffmann)Die WEISSER RING bietet 2016 Sprechstunden in Rüsselsheim & Groß-Gerau an