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Groß-Gerau
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Fehlende Hilfe für Männer

Schon zu Beginn des Jahres sprach die Außenstellenleiterin des WEISSEN RINGS in Groß-Gerau, Barbara Bierach, gemeinsam mit ihrer Kollegin Mareike Zabe in einem Interview über häusliche Gewalt gegen Männer. Es ist ihnen ein wichtiges Anliegen, denn die Hemmschwelle der Betroffenen, sich Hilfe zu suchen, ist hoch. Das Thema wird noch immer tabuisiert und findet in der öffentlichen Wahrnehmung kaum statt. Laut Statistik sind ein Fünftel aller Betroffenen von häuslicher Gewalt Männer. Trotzdem hat die Außenstelle bisher nur zwei Betroffene unterstützt und beraten, denn so Bierach "es müsse schon etwas außergewöhnlich Schlimmes vorfallen, damit Männer sich an Hilfsorganisationen wenden."

Obwohl jeder Opfer von Gewalt werden kann, fällt es insbesondere Männern schwer, sich Hilfe zu holen. "Schließlich werden sie immer noch als das starke Geschlecht wahrgenommen." Wenn der Schritt dann doch gelingt, fehlt es oft an der Versorgung. So gibt es zum Beispiel kein Pendant zu Frauenhäusern, in denen betroffene Männer, gegebenenfalls auch mit ihren Kindern unterkommen können und auch nur wenige Beratungsstellen, die sich dezidiert an Männer richten. Die nächste Anlaufstelle für Betroffene aus dem Kreis Groß-Gerau ist in Mainz.

Ob ein besseres Angebot an Hilfen aktuell aber wirklich dazu führen würde, dass Männer diese auch wahrnehmen, bezweifelt Mareike Zabe. Die Hemmschwellen seien häufig wohl einfach zu hoch und der Schritt, sich selbst einzugestehen, dass man Gewaltopfer ist, ein zu großer. "Ich weiß nicht, ob ein Mann das Wort Opfer in den Mund nehmen würde", sagt Bierach. 

Ein Teil des Problems ist die Sichtbarkeit von männlichen Betroffenen. Materialien, die über Hilfsmöglichkeiten informieren, werden häufig ausschließlich weiblichen Betroffenen angeboten und werden damit nur an Frauen gerichtet wahrgenommen. Hier hat auch der WEISSE RING noch Potenzial, seine Ansprache für Betroffene zu verbessern. Auf jeden Fall braucht es weitere Bemühungen, das Thema besser im öffentlichen Bewusstsei zu verankern, sei es über große Kampagnen oder auch durch den Einsatz ehrenamtlicher Helfer, sagt Zabe. 

 

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